Welche Auswirkungen hat MEIN Autismus?

Es gibt ganz viel über die Auswirkungen und mein Verhalten aufgrund meiner Autismus-Störung zu erzählen- aber hier das Wichtigste – auch bezugnehmend auf den Bedarf des Assistenzhundes: Das Schwierigste ist die Kommunikation. Meine Familie versteht schon oft, wenn ich Wünsche habe oder ich mich nicht wohl fühle, aber für Fremde ist das noch sehr schwer. Zum Glück ermöglichen mir meine Eltern viele gute Therapien, wie zum Beispiel die beiden Delfintherapien in 2016 und 2017 und auch noch mal im Januar 2019- bevor ich dann im Sommer in die Schule komme, durch die ich gute Fortschritte erzielen konnte. Auch üben sie mit mir jeden Tag spielerisch. Einige Dinge drücke ich mit Gebärden aus oder zeige auf Symbolkarten. Am liebsten kommuniziere ich aber über mein Ipad durch eine App mit Sprachausgabe. So lerne ich immer wieder neue Worte. Denn so, wie meine Ärzte und Therapeuten, vermuten,

liegt bei mir vermutlich keine geistige Behinderung vor. Das ist aber nur schwer zu testen, da man mein Können und Wissen nicht, wie bei anderen Kindern, abrufen kann. Ich zeige es nur zufällig. – Gezielte Tests sind bei Autisten kaum  möglich, weil diese die Testsituationen durch den Autismus nicht begreifen.

 

Noch vor 2-3 Jahre war ich sehr unruhig und unausgeglichen und immer, wenn ich frustriert war, konnte ich es nur durch Aggressionen und Schreien zeigen. Das alles mache ich nun fast gar nicht mehr, seit dem mir meine Eltern und die Therapeuten andere Möglichkeiten gezeigt haben und ich so schließlich mühsam gelernt habe, was Kommunikation eigentlich bedeutet.

Auch habe ich früher nur 1-3 Stunden am Tag aufgrund einer extremen Schlafstörung geschlafen, doch seit zwei Jahren schlafe ich nun, mit Hilfe eines Medikamentes durch. Vorher war es ein untragbarer Zustand für mich und auch für meine Mama. Meiner Entwicklung schadete der Schlafmangel aber besonders. Das Schlimme war, dass ich die wachen Phasen genutzt habe, um nachts das Haus zu verlassen oder mich und die Familie in Gefahr brachte, da ich meinen Schnuller in den Toaster und meinen Metalltopf aus der Kinderküche in die Mikrowelle steckte oder begann, Töpfe auf den Herd zu stellen um etwas zu kochen....Badezimmer unter Wasser setzte u.v.m. Die Rauchmelder waren sehr gut investiert, sagte mein Papa immer. 

 

Ich spiele sehr gerne draußen, denn ich brauche durch meine angeborene Hyperaktivität und Unruhe viel mehr Bewegung als andere Kinder. Doch ich kenne keine Gefahr von außen. Dass Autos gefährlich sind oder ein Bad im Fluss oder dass es Gefahr bedeutet,  wenn ich einfach das Haus verlasse und alleine spazieren gehe, verstehe ich nicht.  Normalerweise meiden die meisten Autisten viele Reize – aber bei mir ist das umgekehrt- nur durch viele Reize kann ich mich selber spüren Daher liebe ich es auch, große Veranstaltungen zu besuchen, wie Jahrmarkt und Stadtfeste und gehe gerne mit meiner ganzen großen Familie dorthin. Für meine Eltern ist es aber, durch die Sorge um mich, der pure Stress. Ich mag nicht lange an der Hand laufen- diese Umklammerung am Handgelenk,  wenn wir durch die Stadt, beim Einkaufen oder über das Fest laufen, ertrage ich nur kurz. Ich möchte einfach loslaufen und die Welt entdecken, mich in Pfützen legen, die unterschiedlichen Pflastersteine mit der Zunge ertasten, mich zu anderen Menschen setzen, die gerade eine Pommes essen und mir eine nehmen. Ich krabble auch gerne mal unter den Crepestand oder will auf das fahrende Karussell springen. Meine Eltern versuchen mich vor diesen Dingen zu schützen, indem sie mich ständig festhalten oder in den Buggy setzen. Doch aus Sorge bleibt Ihnen oft nichts anderes übrig. Ich kenne die Farben Rot und Grün, ich weiß sogar, was STOP bedeutet, aber ich verstehe nicht wofür diese Signale zum Beispiel an einer Ampel gut sind, wenn ich doch auf der anderen Straßenseite etwas Spannendes sehe....

 

 

Besonders, wenn ich Wasser sehe, ist kein Halten mehr, denn ich verstehe nicht, wann es passend ist zu schwimmen und wann nicht. So sind meine Eltern besonders aufmerksam, wenn wir in der Nähe eines Sees oder Flusses sind, denn ich möchte dort immer sofort hineinspringen. So bleibt mir meistens nur der geschützte Garten mit dem 2 Meter hohen Zaun, wo ich gesichert spielen und frei herumlaufen kann. Außerhalb dieses geschützten Raumes muss ich an der Hand laufen und spätestens nach 10 Minuten ich im Rehabuggy sitzen oder auf Papas Arm. Doch 25 kg sind inzwischen sehr schwer.